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Wahlprüfsteine zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2021

Das Netzwerk Frauengesundheit hat Wahlprüfsteine erarbeitet, die sechs Themenbereiche betreffen:
reproduktive Gesundheit, gesundheitliche Folgen von Gewalt, gesundheitliche Versorgung von Migrantinnen, Frauen mit Behinderungen/ chronischen Erkrankungen, Frauen und Sucht sowie als Querschnittsaufgabe die psychische Gesundheit.

Es folgen die Empfehlungen zu Frauen und Sucht :

Im Jahr 2014 wurden in Berliner Suchthilfeeinrichtungen insgesamt 20.021 Betreuungen in ambulanten und 2.531 Behandlungen in stationären Einrichtungen dokumentiert. Insgesamt weisen Männer wesentlich höhere Anteile bei allen Hauptdiagnosen auf. Die Rangfolge der Geschlechterverhältnisse reicht im ambulanten und stationären Setting zusammen genommen von einem Verhältnis von 7:1 bei pathologischem Glückspielen, 6:1 bei Kokain, 5:1 bei Cannabis, 3:1 bei Opioiden bis zu 2:1 bei Alkohol und Stimulanzien. Ein leicht umgekehrtes Verhältnis findet sich bei Störungen aufgrund des Konsums von Sedativa / Hypnotika. Hier liegt der Anteil betroffener Frauen mit einem Verhältnis von 1,2:1 etwas höher als der der Männer. Die Einnahme erfolgt oft über Jahre und Jahrzehnte und führt in eine stille, introvertierte Sucht.

Frauen mit Suchtproblemen benötigen frauenspezifische und barrierefreie Schutz­ und Entwicklungsräume. Mindestens 80% der süchtigen Frauen haben Gewalt erlebt, die Täter sind in der Regel männlich. In der „gemischten“ Suchthilfe sind 70 – 80% männliche Klientel üblich. Frauen brauchen die Möglichkeit, ihre von Sucht und Gewalt geprägten Lebensgeschichten in einem sicheren und vertrauenswürdigen Rahmen aufzuarbeiten.

Kultursensible Behandlung, Beratung und Betreuung sind die Basis für soziale, gesellschaftliche und berufliche Integration. Daher müssen muttersprachliche Angebote vorgehalten werden.

Wir empfehlen

  • die Unterstützung für Wohnformen für Frauen mit Suchtproblemen, die über SGB XII, §53 bzw. über Zuwendungsmittel finanziert werden.
  • den Erhalt von psychosozial begleiteten Beschäftigungsprojekten zur Wiederannäherung an den Arbeitsmarkt unter sicheren, suchtmittelfreien Bedingungen
  • den Ausbau des Beratungs­ und Behandlungsangebots für Frauen mit Suchtproblemen und Zuwanderungsgeschichte

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